Faszientherapie


Faszien sind faserige Bindegewebsstrukturen, die den gesamten Körper wie ein kontinuierliches Netzwerk durchdringen und umhüllen - von der Haut bis zu den Knochen und Organen. Also alle kollagenen und elastisch faserigen Bindegewebe. Hierzu gehören die flächigen, festen Bindegewebsschichten, Muskelhüllen, Sehnen, Bänder, Gelenk- und Organkapseln, Muskel-, Nerven- und Gefäßhüllen.

Diese allumfassende Verbindung aller Strukturen im Körper durch die Faszien ist kann zugleich positive aber auch negative Auswirkungen auf das Pferd haben:

Negativ - eine eingeschränkte Faszienfunktion wirkt sich ganzheitlich negativ aus.

Positiv - ein behobenes Faszienproblem wirkt sich auch ganzheitlich aus.


"Die Faszien umgeben jeden Muskel, jede Vene, jeden Nerv und alle Organe des Körpers. Ein Netzwerk aus Nerven, Zellen und Röhren führt von den Faszien weg und zu ihnen hin. Es ist vernetzt und ohne Zweifel angefüllt mit Millionen von Nervenzentren und Fasern, die fortwährend vitale und zersetzende Flüssigkeiten nach innen und außen absondern. Durch die Aktion der Faszien leben wir, durch ihr Versagen sterben wir."

Andrew Taylor Still, Christian Hartmann, Das große Still-Kompendium, 1908


Aufbau der Faszien

Die wesentlichen Bestandteile der Faszien sind Wasser, Kollagen, Elastin und Proteoglykane. Zudem sind Faszien von Lymphbahnen durchzogen, welche die Lymphflüssigkeit transportieren. Die extrazelluläre Matrix ist die Flüssigkeit zwischen den festen Bestandteilen des gesamten Bindegewebes. Hierin befinden sich auch Mastzellen und Makrophagen, die eine wichtige Aufgabe im Immunsystem haben.

Es gibt oberflächliche und tiefe Faszien. Parallel zur Körpermitte verlaufende (longitudinal) und querverlaufende Faszien, hierzu gehören die Diaphragmen (z.B. Zwerchfell).

Je nach Funktion der Faszie kann sich die Zusammensetzung der Bestandteile ein wenig verändern.


Funktion der Faszien

Die verschiedenen Faszien im Pferd erfüllen wichtige Funktionen in puncto Stabilität, Beweglichkeit und Formgebung des Körpers.

Sie dienen dem Flüssigkeitstransport und dem Stoffwechsel und sind durch ihre Besiedelung mit speziellen Zellen ein Teil des Immunsystems.

Faszien sind reich an Rezeptoren und leiten Informationen aus dem Körper an das zentrale Nervensystem weiter. Sie dienen also als ein Baustein der körpereigenen Kommunikation. Ihr Spannungszustand ist abhängig vom vegetativen Nervensystem - ist die Aktivität des Sympathikus hoch, scheinen auch die Faszien vermehrt unter Spannung zu geraten.

Faszien können sich in einem gewissen Maß an Zug- und Druckbelastungen anpassen und darauf reagieren.


Pathologie der Faszien

Da die Faszien an jeder Stelle des Körpers anzutreffen sind, können fasziale Störungen auch überall auftreten. Sämtliche Erkrankungen und Problematiken, die mit dem Bindegewebe in Verbindung stehen (also auch Sehnenverletzungen) können zur Erkrankung der Faszien führen. Hierzu zählen Narben, Verwachsungen, Entzündungen, Muskelrisse, Fehlstellungen und falsche Bewegungsmuster (Schonhaltung), falsche Spannungsverhältnisse, erhöhte Druckbelastung (z.B. durch einen unpassenden Sattel). Auch organische Erkrankungen können sich an den Faszien zeigen und bemerkbar machen.


Faszienprobleme beim Pferd zeigen sich u.a. durch:

  • Mangelnde Losgelassenheit
  • Biegeproblematiken
  • Taktstörungen
  • Steifigkeit
  • Widersetzlichkeit beim Satteln oder Putzen
  • Orthopädische Probleme (Sehnen-, Unterstützungsbänder-, Fesselträgerprobleme, Nackenbandreizungen, Spat)
  • Mangelndes Untertreten der Hinterhand
  • Headshaking


Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln sind Faszien. Deshalb sind auch Läsionen in diesem Gewebe sehr gut über die Faszientherapie zu behandeln und positiv zu beeinflussen.


Die Faszientherapie beim Pferd

In der Faszientherapie werden verschiedene, sanfte und lösende manuelle Techniken mit den Händen (z.B. Ausstreichungen, Myofascial Release, Spindeln, Stacking, Unwinding, Dehnungstechniken, Knet-Druck-Technik, Traktion) angewendet. Die Faszien und Diaphragmen werden mobilisiert, können zu ihrem normalen Tonus zurückfinden und ihrer Funktion wieder uneingeschränkt nachgehen. Zuvor wird palpatorisch der Körper Ihres Pferdes nach verklebten, eingeschränkten Faszienbereichen untersucht. Bei Bedarf ergänze ich die manuelle Faszienbehandlung mit einer Faszienrolle, mit Kinesiotapes oder dem Faszienrad.

Gerne zeige ich Ihnen einfache aber effektive Handgriffe, die Sie selbst im Anschluss an meine Therapie bei Ihrem Pferd anwenden können.



Die Faszientherapie ist wahrhaftig eine ganzheitliche Therapie und wirkt gesamtheitlich auf den Pferdekörper!